fast ein Neuanfang oder so
- lara
- 7. Feb.
- 2 Min. Lesezeit
Ich war jetzt schon zum zweiten Mal im selben Friseursalon. Beide Male hat Jessica meinen Pony ein bisschen schief geschnitten.
Ich habe eine Jahreskarte für einen Club, obwohl ich eigentlich gar nicht so gerne in Clubs gehe, aber die Karte hat nur 13€ gekostet und man trifft dort immer jemanden, den man kennt.
Ich war letzte Woche fünfmal im Kino und habe erst vorgestern herausgefunden, dass ich als Erasmusstudentin zwei Euro Rabatt bekomme. Ich musste mein Fahrrad schon zweimal zur Werkstatt bringen und trotzdem habe ich noch immer bei jeder Fahrt das Gefühl, dass es jeden Moment in tausend Teile zerfallen könnte, die dann zusammen mit Konfetti und Glasscherben das holprige Pflaster von Via Zamboni zieren werden. Dort wo sich die Studis jeden Montag fürs Sprachcafé und jeden Dienstag im Irish Pub und jeden Donnerstag für Karaoke versammeln und jeden Abend verwässerten Aperol für 10€ den Liter trinken und nachts um halb drei noch Crêpe und aufgewärmte Pizza kaufen.
Ich suche schon wieder nach einem Zimmer in dieser Stadt, die aus allen Nähten zu platzen droht; zu viele Menschen, um in die unzähligen Bars zu passen, die darum nachts die Straßen füllen/ zu viele Fahrräder für die engen Radwege, obwohl jeden Tag bestimmt 20 geklaut werden/ zu viele Studierende, die im Frühjahr und Herbst anreisen, um ein halbes Jahr Spaß zu haben und der Stadt dann wieder ihren Rücken kehren; aber erst nachdem sie sich mit Edding auf ihren terracottafarbenen Wänden verewigt haben, mit einem Spruch, den zwei Jahre später eine andere Erasmusstudentin genauso auf eine andere Wand im angrenzenden Viertel schreiben wird.
Ich habe gehört, dass früher einmal über hundert Geschlechtertürme das Stadtbild von Bologna prägten. Manchmal laufe ich durch die Straßen mit dem Kopf im Himmel und versuche, mir all diese Türme vorzustellen. Aber meistens schaue ich nur bis zu meiner nächsten Tasse Kaffee.

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