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Wichtige Lektionen

  • Autorenbild: lara
    lara
  • 10. Juni
  • 2 Min. Lesezeit

Der Sommer hat die Stadt fest in seiner schwitzigen Hand. Die Luft steht unter den Bogengängen, die Sonne brennt auf die eh schon roten Scheitel übereifriger Tourist*innen.

Der Sommer hat uns Kinotickets für 3,50€ und Open-Air-Konzerte im Park beschert, aber der Sommer hat auch mein Fahrrad auf dem Gewissen.

An dem Tag, als in Bologna der Sommer begann, verschwand mein Fahrrad.

Keine Reifen sind zurückgeblieben, keine Spur eines aufgebrochenen Schlosses, kein Hinweis auf Gewalt. Trump und Musk streiten, der Sommer beginnt mit 29°C am Morgen und mein Fahrrad löst sich in Luft auf. Ein paar Tage lang denk ich, dass ich es habe verschwinden lassen, dass ich es in der Stadt abgestellt und vergessen habe. Dass es noch immer neben der Bücherei, am Tor zum Park, am Lidl-Parkplatz steht und darauf wartet, von mir abgeholt zu werden. Ich laufe durch die Stadt, jetzt zu Fuß, ein kleines bisschen verloren, und halte Ausschau. Lara ohne Fahrrad in Bologna. Im Sommer.

Ich denke mir, dass es jetzt vielleicht noch mal ein neues Leben bekommt. Mit ausgewechselten Reifen und einer neuen Bremse hat es noch viele Meter Kopfsteinpflaster vor sich. Vielleicht ist das gnädiger so, anstatt von mir verschlissen zu werden.

Ich habe gelernt, dass Dinge in der Stadt verschwinden können.

 

  

Andere Dinge, die ich diesen Monat gelernt habe:

wo der Wasserhaupthahn in unserer Wohnung ist; dass der Klempner*innen-Notdienst mehr als 12h braucht um zu kommen; dass Shaun das Schaf männlich sein soll; dass Shaun und Bitzer eine Romance am Laufen haben; dass die italienische Post ein Saftladen ist; dass in Italien eine Wahlbeteiligung von 30% nicht ausreicht, um ein Referendum durchzubringen; dass Rimini Handtüchern gegenüber nicht freundlich eingestellt ist; dass Baustellen keine Tourist*innen abhalten; dass es mehr Rechtsradikale in Deutschland gibt als letztes Jahr; dass sogar verschimmelte Wohnungen einen Marktwert haben; dass Merz Außenpolitik besser kann als Feminismus; wie man Scopa spielt; dass Wes Anderson sich jetzt auf Comedys spezialisiert; dass ich wie eine 40-Jährige im Körper einer 20-Jährigen klinge; was Presslufthammer auf Italienisch heißt; dass meine Mitbewohnerin einen sehr tiefen Schlaf hat; dass mein Italienisch mich auch bei Diskussionen mit dem Nachbarn nicht im Stich lässt; wie Peach Aperol schmeckt; dass der Busbahnhof räudig ist, die Toiletten aber sauber sind; warum CAUs in Bologna toll sind; wie man am schnellsten zur Via San Felice läuft; dass man Staatsräsonen überdenken kann; was eine Racommandata ist; wie man im Russischen den Plural von Zucchini bildet und dass man in italienischen Bars nicht Bingo spielen darf.





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