Hausarbeiten im Schleuderwaschgang
- lara
- 19. März
- 1 Min. Lesezeit
In Bologna kann man gut feiern gehen, und noch besser ins Kino gehen, aber vor allem kann man in Bologna gut lernen. Studieren. Hausarbeiten schreiben. Oder zumindest so tun.
Ein-Euro-zehn-Cappuccino-Milchschaum ertränkt meine akademischen Ambitionen, zusammen mit dem Kaffeesatz werden sie später dann weggespült. Studentin ist man in erster Linie für Studierendenrabatte und in zweiter Linie fürs Studieren und in allerweiter Ferne, verloren ist die Linie für das Arbeiten, aber noch weniger Anreiz dafür bietet die vollkommene Abwesenheit eines Mindestlohns in diesem kaffeeüberfluteten, und außerdem manchmal regenüberfluteten Land, in dem die Studierenden dennoch wirklich studieren, weil die Unigebühren und die Mietzahlungen nicht proportional zur Entschädigung sind.
Meine akademischen Ambitionen drehen sich im Kreis und beißen sich schlussendlich selbst in den Schwanz, mein Leben ein niemals endender Kreislauf aus Hausarbeiten, die geschrieben werden müssen, und oh! Literatur ist in Italien nur auf Italienisch zu finden! Dann muss Lara tatsächlich Italienisch anwenden, und zwar einen ganzen Satz ohne das Wort Cornetto! Aber leider ist die Wahrheit ein bisschen unkomplizierter, aber dafür unangenehmer, denn jede Hausarbeit hat ein Ende, nur zögert Lara Enden aus allen möglichen Gründen gerne hinaus, aber im besten Fall trifft Lara die Entscheidung gar nicht und lässt die Hausarbeit selbst entscheiden, ob französische Écriture féminine oder dekonstruktiver Feminismus.
Also verrührt sich so manche existenzielle Krise früh in den Cappuccino, aber eigentlich ist Bologna ja auch kein schlechter Ort dafür, weder für den Existenzialismus, noch für die Krisen, denn beides verlangt nach Ablenkung und damit sind wir wieder beim Kopf der Schlange angelangt: das Feiern, das Kino, das Lernen.

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