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A Little Life

  • Autorenbild: lara
    lara
  • 2. Sept. 2021
  • 3 Min. Lesezeit

"Life would happen to him, and he would have to try to answer it"



Wo soll ich anfangen? Es gibt so viel, was über dieses Buch zu sagen ist, und so viel, was bereits gesagt wurde. Aber ich muss ein paar meiner Gedanken dazu noch loswerden.

4 Freunde, die sich im College kennengelernt haben und deren Beziehung über die Jahre wächst, erblüht, und sich verändert, während die vier sich ihre Leben in New York aufbauen.

Klingt nach einem netten Buch, nicht wahr?

Nett ist vermutlich das Adjektiv, das dieses Buch am wenigsten beschreibt. Besser passen würden: aufwühlend. Traurig. Intensiv. Großartig. Schrecklich.

Diesem Buch eilt ein gewisser Ruf voraus. Ich hatte gehört, dass dieses Buch unsere Sicht auf das Leben verändern wird. Dass die Charaktere unweigerlich ein Teil unseres Selbst werden. Dass es so schmerzhaft ist, dieses Buch zu lesen, dass es uns am Boden zerstört zurücklassen wird.

In diesem Wissen habe ich nach dem Buch gegriffen und ich kann euch jetzt sagen: zumindest ein Teil dieser Aussagen trifft auf jeden Fall zu.

"A Little Life" ist nicht nur, wie man vielleicht meinen könnte, eine Geschichte über Freundschaft und Erfolg, sondern erzählt außerdem die Geschichte von Missbrauch, Misshandlung und den daraus resultierenden Traumata.

Das ist jetzt die Stelle, an der ich noch einmal deutlich machen möchte: diesen Buch ist kein angenehmer Lesespaß. Es gab Kapitel im Buch, die ich am liebsten abgebrochen hätte, und einige Momente, in denen ich einfach da sitzen musste, um das eben gelesene verdauen zu können. Es sind zum Teil sehr detailreiche Schilderungen körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt enthalten.

Davon abgesehen ist das Buch absolut herzzerreißend, was dazu geführt hat, dass ich ab Seite 727 bis zum Schluss (Seite 814) durchgängig geheult habe. Der Schmerz, den ich als Leserin über die Schicksale der verschiedenen Persönlichkeiten empfunden habe, hat sich langsam eingeschlichen, bis ich vollkommen das Gefühl hatte, mit dem Leben dieser Menschen verwoben zu sein.

Ich fürchte immer das Ende eines solchen Buches, weil es mich gewohnheitsmäßig mit einem tiefen Gefühl der Leere zurücklässt. Doch diesmal - nichts. Das Buch zu beenden, hat sich angefühlt, als ob sich ein Kreis schließen würde und ich habe mich tatsächlich fast lebendig gefühlt.

Vielleicht ist das der Grund, warum dieses Buch so gut ist: dass ich nach 800 Seiten voll von Schmerz, Liebe, Tod und Freundschaft nicht zu dem Schluss gekommen bin, dass mein Leben zu klein wäre, sondern den Drang verspüre, mein kleines Leben passieren zu lassen.

Vielleicht habe ich aber auch einfach alle Gefühle beim Lesen verbraucht und hatte danach schlichtweg nicht mehr die Energie, noch mehr zu fühlen.

Ich könnte noch viel mehr zu dem Buch sagen: darüber wie wunderbar Hanya Yanagihara mit Worten umgehen kann, darüber dass das Setting in New York zu einer ganz besonderen Atmosphäre beiträgt, über die zahllosen Nebencharaktere, deren Namen man zwar leicht durcheinander bringt, die man aber dennoch ins Herzen schließt…. mit "A Little Life" haltet ihr sprichwörtlich ein wenig Leben in euren Händen.

Meine Beschreibung muss unglaublich negativ klingen, und obwohl ich hinter allem stehe, was ich geschrieben habe, kann ich nicht anders, als dieses Buch als ein großartiges Buch zu bezeichnen. Ich bin unendlich froh, es gelesen zu haben und kann für mich sagen, dass es alles oben Erwähnte wert gewesen ist.

Ich liebe es und glaube dennoch nicht, dass ich in der Lage bin, das Buch noch einmal zu lesen. Die passendste Beschreibung wäre wohl zu sagen, dass "A Little Life" unter die Haut geht. Und erwarten wir nicht gerade das von großer Literatur?



Die deutsche Übersetzung trägt den Namen "Ein wenig Leben"

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