Märchen
- lara
- 26. Juni 2020
- 2 Min. Lesezeit

„Vielleicht würden sich manche Märchen und Mythen als wahr herausstellen, wenn nur jemand den Mut aufbrächte, in einem Brunnen nach einer goldenen Kugel zu suchen oder die Dornenhecke vor einem Schloss zu zerschneiden.“
- Kai Meyer
Ich kann nicht genau sagen warum, aber Märchen haben auf mich schon immer eine seltsame Art Faszination ausgeübt, was auch nicht aufgehört hat, als ich älter geworden bin. Irgendetwas haben diese Geschichten von Zauberern und Hexen, Feen und sprechenden Tieren, tiefen Wäldern und wahrgewordenen Wünschen, was aus mir wieder das kleine Mädchen macht, das in rosa Kleidern barfuß durch den Garten rennt.
Geschichten sind seit jeher Bestandteil einer jeden Gesellschaft. Sie werden im selben Maße geprägt von den Wertevorstellungen und Idealen der Kultur, wie sie diese beeinflussen, und tragen damit auch zu der persönlichen Entwicklung eines jeden bei, der sie liest oder vorgelesen bekommt.
Denn beinhaltet nicht jedes Märchen eine Botschaft, eine Anregung, ein Warnung? Selbstlos zu sein wie Sterntaler, fleißig zu sein wie Goldmarie und auf keinen Fall so gierig zu sein wie des Fischers Frau?
Aber Märchen können noch viel mehr, als bloß Lebensweisheiten zu verteilen. Sie bieten vor allem die Möglichkeit, zu träumen und an das Gute zu glauben. Sie verzaubern und führen uns in eine Welt der Fantasie. Den Kindern wird deutlich gemacht, dass man seine Ängste und Hindernisse überwinden kann. Dass das Glück einem manchmal zu Hilfe kommt und dass Wünsche wahr werden können. Dass es ein gutes Ende geben kann.
Kurzum, in Märchen ist alles möglich.
Und ist das nicht die Botschaft, die man Kindern mit auf den Weg geben möchte?
Jetzt könnte man natürlich argumentieren, dass Märchen ein vollkommen falsches Bild der Realität entstehen lassen und Schwarz-Weiß-Denken fördern. Denn im Leben passieren nun einmal viele schlimme Dinge und nicht immer gibt es ein Happy End. Ist es da nicht falsch, den Kindern den Glauben zu vermitteln, dass sich in jeder Not durch eine sonderbare Fügung alles zum Guten wendet und das Böse am Ende immer besiegt wird?
Nun, zum einen werden Märchen durch diese klare Trennung von Gut und Böse, und die einfache Symbolik für Kinder verständlicher, die somit leichter erkennen können, was ausgesagt werden soll. Außerdem will ich nur einmal anmerken, dass nicht alle Märchen gut ausgehen (zum Beispiel „die kleine Meerjungfrau“) und es viele Märchen gibt, die Spielraum für Interpretationen lassen (was ist zum Beispiel mit „Hans im Glück“? eine Kritik am Kapitalismus oder die Aufforderung, dem eigenen Bauchgefühl zu folgen?). Und zu guter Letzt noch ein Denkanstoß an alle, die behaupten, dass in Märchen veraltete Rollenbilder dargestellt werden: war es nicht Aschenputtel, die kurzerhand heimlich auf den Ball ist, als ihre Stiefmutter es verboten hatte; und ist Goldmarie nicht selber in der Brunnen gesprungen, als ihr die Spule hineingefallen ist? Sind das keine starken Frauen, die ihr Schicksal selber in die Hand nehmen?
Die Antwort, ob Märchen weiterhin wichtig für uns Menschen sind, muss jeder für sich selber finden, aber ich für meinen Teil werde an Märchen festhalten. Ich weiß, dass nicht immer alles gut läuft im Leben, aber ich bin auch der festen Überzeugung, dass man die Magie finden kann, wenn man nur genau hinsieht.
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