Afterdark

"In der Nacht vergeht die Zeit auf ihre Weise"

"Afterdark" von Haruki Murakami ist eines der Bücher, die ich in den Ferien gelesen habe und davon mit Abstand mein Favorit. Es ist ein relativ kurzes Buch, das man schnell durchgelesen hat und das durch seine Einfachheit überzeugt. Aber dazu später.

Das Buch beschreibt die Geschehnisse einer Nacht in Tokyo, einer Nacht wie viele andere. Aus der Sicht eines unsichtbaren Begleiters folgt man den Schicksalen verschiedener Menschen: da gibt es die 19-jährige Mari, die allein in einem Fast-Food-Restaurant sitzt und liest, den gesprächsfreudigen Posaunisten, eine einsame Prostituierte und ein gewissenloser Freier, sowie noch einige andere, die ihre eigenen Geheimnisse haben.

Besonders bei diesem Buch ist die Erzählperspektive, die dem Leser das Gefühl gibt, das Geschehen aus der Sicht einer Videokamera zu erleben, die zwar alles sieht und hört, aber dennoch Distanz wahrt. Genauso einzigartig wie die Erzählperspektive dieses Buches ist der Schreibstil Murakamis. Mit einfachen Worten wird auf simple Weise die Handlung dargestellt und dennoch liegt der Sprache eine Poesie inne, die mich von der ersten Seite an fasziniert hat. Auch die Dialoge der verschiedenen Personen haben trotz der Banalitäten, über die sie sich zum Teil unterhalten, eine Tiefe. Nicht wenige Sätze haben mich verweilen lassen und mein Buch hat jetzt mehrere Eselsohren. (ja, ich mache Eselsohren in meine Bücher)

Die Handlung lässt Freiraum für Interpretationen und ist nicht so abstrakt und bizarr wie "Kafka am Strand" (die Rezension dazu findet ihr hier). Aus dem Grund würde ich allen, die etwas von Murakami lesen wollen, raten, nicht mit "Kafka am Strand" anzufangen, sondern eher mit "Afterdark". (Ich habe mir noch zwei andere Bücher von Murakami bestellt, die ich bald lesen möchte; ich halte euch auf dem Laufenden)

"Afterdark" hat mich auf jeden Fall sehr begeistert und ich gebe dem Buch deshalb 10 Sterne.